Karlskirche, Wien IV.

Leistungsumfang:

  • 690 x 370 cm Altargemälde »Maria Himmelfahrt« von Sebastiano Ricci
gesamtaufnahme vor restaurierung

gesamtaufnahme vor restaurierung

gesamtaufnahme nach restaurierung

gesamtaufnahme nach restaurierung

1. Allgemein

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Das großformatige Altarbild in der linken großen Querarmkapelle mit der Darstellung Himmelfahrt Mariens wurde vom bedeutenden venezianischen Maler Sebastiano Ricci im Jahr 1734 als eines seiner letzten Werke geschaffen. Erst nach Riccis Tod ist das Bild in einem gerolltem Zustand von Venedig nach Wien gebracht worden.

Das Gemälde zeigte vor Restaurierung einen optisch sehr unharmonischen Zustand. Die gesamte Gemäldeoberfläche war durch starke Schmutzablagerungen und mehrschichtigen Naturharzfirnis bedeckt. Die Art und das Ausmaß der eventuellen Beschädigung der originalen Malschicht, sowie den Zustand der Bildrückseite konnte man vor Beginn der jetzigen Restaurierung nicht eindeutig feststellen. Es waren keine gravierenden Deformationen bzw. Verletzungen der Leinwand sichtbar.

Akute klimatische Probleme auf der Bildseite wurden nicht festgestellt. Nach der ersten Prüfung wurde daher die Verbesserung des gesamten Erscheinungsbildes des Altargemäldes als Restaurierungsziel definiert. Aus diesen Gründen wurde vorgeschlagen, die Restaurierung vom Gerüst aus durchzuführen.

2. Demontage

Die vollständige Demontage und der Transport des Bildes ins Atelier sind in diesem Fall als unnötige Vorkehrungen eingeschätzt worden. Nach Absprache mit dem BDA und Diözesan Konservator der Erzdiözese Wien entschloss man sich, das Gemälde von der Altarnische zu demontieren und auf der gleichen Höhe an das entsprechende Gerüst befestigen. Der Bild-Demontage musste die Abnahme der vergoldeten Zierleisten vorausgehen. 

3. Rückseite & Altarnische 

Die Vorrückung des Bildes ermöglichte die Kontrolle der Altarnische und deren Reinigung sowie die Reinigung der Rückseite. Es wurde der Originalzustand betreffend der Leinwand (deren ursprüngliches Format, vorhandene Doublierleinwand) und des Blindrahmens eingeschätzt. Die Klimasituation hinter dem Bild und der Zustand der Altarnische wurde als nicht alarmierend eingestuft.

Im Zuge der Restaurierung wurden auch die bestehenden Keilrahmen kontrolliert, gereinigt und ausgebessert (einige neue Keile eingesetzt). Auf die Rückseite des Bildes wurde als Klimastabilisator und Schmutzfang eine Textilwand angebracht. Um die Montage in die Altarnische korrekt ausführen zu können, musste eine neue Befestigung zur Wand vorbereitet werden (vor der jetzigen Restaurierung wurde das Bild nur mit Zierleisten befestigt, der untere Bildrand stand am Boden in der Nische, was die leichte Wölbung des Bildträgers im unteren Bereich verursacht hat). Die neu eingesetzte Vorrichtung ermöglichte gleichzeitig die Montierung der Zierleisten ohne das Bild zu beschädigen. 

4. Freilegung

Der Oberflächenschmutz (Ruß, Staub) und der optisch veränderte, sekundäre Firnis und partielle Übermalungen mussten (wegen starker Spannung auf der originalen Malschicht) behutsam (ohne Verletzen des alten Ölfirnisses) entfernt werden. An den gefährdeten Stellen, wo die Malschicht eine geschwächte Haftung zeigte, sind zuerst die entsprechenden Festigungsmaßnahmen durchgeführt worden. Während der Abnahme der verschmutzten und gegilbten Firnisschichten wurden lokale Übermalungen festgestellt.

5. Retuschen

Nach der behutsamen Freilegung der originalen Malschicht wurden folgende Schäden sichtbar:

  • Die alters- und herstellungsbedingten Schäden (kleinteilige Farbabsplitterungen, Abschwächung der mechanischen Festigkeit der Leinwand in den oberen Bildrandzonen), was auf ständigen Dehnungsbewegungen des Bildträgers zurückführt.
  • Die lokalen Farbveränderungen wie Lichtschäden oder Pentimenti-Effekt sind durch die langfristige direkte Sonnenbestrahlung der oberen Bildhälfte verursacht worden. Aus diesem Grund ist auch eine so gravierende Gilbung in der Firnisschicht aufgetreten.
  • Einige mechanische Schäden sind im unteren Bildabschnitt erkennbar.
  • Durch frühere restauratorische Eingriffe sind lokale »Verputzungen« (Reduktion des originalen Firnisses und zum Teil der Malschicht) entstanden (Himmelpartie). Die verputzten bzw. gebleichten Stellen sowie die kleinteiligen Fehlstellen (ohne Kittungen) wurden übermalt. Diese Stellen zeigten wegen der bestehenden Farb- und Firnisspannung die Tendenz zum Absplittern.

Die bestehenden Malschichtverluste wurden korrekt ausgekittet und retuschiert. Ein einheitlicher, UV- beständiger Schlussfirnis wurde aufgetragen. 

6. Resultat

oberer bildabschnitt nach restaurierung

oberer bildabschnitt nach restaurierung

detail nach restaurierung

detail nach restaurierung

detail nach restaurierung

detail nach restaurierung

Karl Borromäus Museum in der Karlskirche, Wien IV.

Leistungsumfang

  • Holztafelbild »Heilige Familie« um 1600 von Daniel Fröschl 
  • Porträt  »Fischer von Erlach« von Jakob v.Schuppen
  • fünf barocke Ölbilder auf Leinwand samt vergoldeten Rahmen
heilige familie um 1600 von Daniel Fröschl – zustand nach restaurierung

heilige familie um 1600 von Daniel Fröschl – zustand nach restaurierung

»Heilige Familie« von Daniel Fröschl

Die Holztafel »Heilige Familie mit dem Johannesknaben verehrt von Kaiser Maximilian I. und Kaiserin Anna« von Daniel Fröschl ist ein Werk der sogenannten Dürer-Renaissance der Zeit um 1600, als Dürers Kunst neu entdeckte und begann seine Arbeiten nachzuahmen und zu kopieren. Diese Bewegung ging besonders vom Hof Kaiser Rudolf II. in Prag aus und es spricht vieles für die Annahme, dass das Werk im Milieu des Prager-Wiener Hofes zu Beginn des 17.Jahrhunderts entstand (Prof.Dr.Fritz Koreny)

Zustand des Gemäldes und Restaurierungsproblematik

Zustand vor restaurierung mit späteren ergänzungen: verlängerung im unteren bereich

Zustand vor restaurierung mit späteren ergänzungen: verlängerung im unteren bereich

Ursprünglich bestand der Bildträger aus drei vertikal verleimten Holzbrettern (Eiche). Die Rückseite der Holztafel wurde in der Vergangenheit (19 Jh.) parkettiert. Erst viel später, vermutlich in den 50er Jahren des 20. Jh., wurde das originale Bildformat verlängert mit einem unten angeklebten Spannholz-Brett.

Den Zustand des Gemäldes vor Restaurierung konnte man als stabil bezeichnet, die parkettierte Holztafel zeigte keine größeren Verzögerungen und nur bei der Verbindungsstellen wurden schmale Risse festgestellt. Die Malschicht befand sich in sehr gutem Zustand, es gab keine gravierenden Fehlstellen, auch ihre Haftung zum Untergrund war ausreichend. 

Da die sekundären Formatänderungen optisch sehr störend wirkten und funktionslos schienen, entschloss man sich, nach Rücksprache mit Eigentümer und Behörden, die angeklebten Zierleisten und das zusätzliche Brett zu entfernen – ohne das Original zu beschädigen.

Während des Verfahrens wurde im rechten oberen Bildabschnitt das Monogramm samt Datierung »AD1520« entdeckt.

Danach erfolgten die Reinigungsmaßnahmen der Bildseite. Bei der Abnahme des Firnisses konnten auch die alten, jedoch leicht lösbaren Retuschen reduziert werden. Während des Verfahrens wurde im rechten oberen Bildabschnitt das  Monogramm samt Datierung »AD1520« entdeckt.. Nach UV-Licht- und mikroskopischen Untersuchungen der Dürer-haften Signatur wurde es festgestellt, dass diese aus der Entstehungszeit des Werkes stammt. 

Die Röntgenaufnahmen brachten noch mehr interessante Details ans Licht. Unter der sichtbaren Darstellung der »Heiligen Familie« befand sich noch ein Bild - Kopfporträt eines Mannes! Die Feststellung der Stratigraphie von Malschichten und deren Untersuchung bzw. dendrologische Holzuntersuchung von Bildträger könnten viele neuen Erkenntnisse beibringen und vieles klären. Diese Maßnahmen wurden, auf Grund der fehlenden Erlaubnis vom Eigentümer, leider nicht ausgeführt.

Wer ist der porträtierte Mann? Aus welcher Zeit und vor allem aus welcher Hand stammt das Werk unter dem heute präsentierten Gemälde? Ist das möglicherweise das unvollendete Porträt des Kaisers, über dessen Dürer in seinen Tagebücher schreibte, und bis heute nicht gefunden wurde? Diese Fragen bleiben offen und bilden nur eine weitgehende, spannende Hypothese, die hoffentlich in Zukunft doch gelöst wird.